1. Der Kauf:
Alles begann mit einer kleinen Anzeige in einem Schlepper-Magazin: 11er
Deutz Bauj. 48, wassergekühlt zum Ausschlachten oder Reparieren.
Unter diesem knappen Text, der viel Raum für Spekulationen läßt,
stand allerdings ein sehr niedriger Preis, der mich direkt dazu veranlasste
die Telefonnummer des Verkäufer zu wählen. Nach einem kurzen
Gespräch, in dem der Besitzer des Traktors versicherte, daß
der Schlepper soweit komplett sei, allerdings kaum anspringt und der Motor
einen alten Frostschaden hat, kaufte ich den Schlepper am Telefon ohne
ihn gesehen zu haben zu dem in der Anzeige genannten Preis. Einen Tag später
rief mich der gute Mann dann an um mir mitzuteilen, daß ich den Elfer
nicht mehr haben könne, da andere Interessenten wesentlich mehr bezahlen
würden. Durch diese Nachricht gereizt redete ich dem Verkäufer
mindestens 15 Minuten heftigst ins Gewissen, so daß ich meinen
Schlepper 3 Tage später doch noch abholen konnte.
Die insgesamt 700 km Fahrt waren dann auch kein Hindernis mehr. Nachdem
der Schlepper auch tatsächlich dem beschriebenem Zustand entsprach
wurde der Kaufvertrag schnell schriftlich festgehalten, bevor man es sich
nochmal anders überlegen konnte.
2. Der Zustand vor der Restauration:
Aus dem alten Brief des Schleppers geht hervor, daß der Schlepper
nur bis 1963 zugelassen war und in 3 Bauernbetrieben arbeitete.
Von da an hat er wohl nur ab und zu, versehen mit einem 6 km Schild,
im Wald beim Brennholz holen gefolfen. Aus diesem Grund wurde ist auch
an der rechten Seite eine über den Riemenscheibenantrieb betriebene
Seilwinde angebaut.
Die letzten Jahre hat er aber nur als potentieller Ersatzteileträger
im Schuppen gestanden und war seit mehreren Jahren nicht mehr in Betrieb.
Der Motor hat mehrer früher geschweißte Frostrisse. Der
Kühler ist undicht und stark eingedrückt und verbeult gewesen.
Anstelle des Originalauspuffs hängt ein Kleinbus-Endpott an der
linken Seite, für dessen Installation ein großes Stück
Blech unsauber aus der Haube geschnitten wurde. Das Rohr auf dem Luftfilter
wurde durch ein häßliches Stück ersetzt.
Den Motor in diesem Zustand durch ankurbeln in Betrieb zu setzten war
unmöglich. Nach einem Versuch durch anschleppen lief der Motor allerdings
bereits nach einigen Metern.
Der optische Zustand ist verhältnismäßig gut. Den dicken
Blechteilen sieht man zwar ihr Alter an aber die Substanz steht noch,
abgesehen von eingen Löchern und Beulen. Lediglich die Kühlermaske
war im unteren Teil vollkommen durchgerostet und zum Teil schon verschwunden.
Die Kupplung hängt etwas willenlos zur Seite und will endlich
instandgestzt werden.
Als Reifen fanden vorne auch Teile eines Kleintransporter Verwendung.
Man kann sagen, daß der Schlepper ein Paradebeispiel bäuerlicher
(oder vielleicht schwäbischer?) Improvisationskunst darstellt.
Die Reste der elektrischen Anlage sind auch marode. Die Hupe fehlt
und eine Blinkanlage war noch nie installiert genauso wenig wie Rückleuchten.
Der Kunststoffmantel am Lenkrad ist sehr brüchig und zum großen
Teil schon abgefallen. Wahrscheinlich die Folgen von intensiver Sonneneinstrahlung.
Die Simmerringe in der Hinterachse sind ebenfalls undicht. Bei näherer
Untersuchung stellte sich raus, daß die Bremsbeläge gebrochen
waren und zum Teil nur noch als harte Reste in der Trommel lagen.
links: Mein F1M414. rechts:Die Frostrisse
sind deutlich zu erkennen.
3. Die Restauration:
Bisher ist noch nicht viel geschehen:
Der Kühler wurde von einem Fachmann restauriert, dazu mußte
das Wabenmuster der luftleitenden Bleche leider einem Rechteckmuster (ähnlich
Fendt- oder Hanomag-Kühler) weichen, da ein Ersatz nicht mehr erhältlich
ist. Aus der Kühlermaske wurden die kaputten Bleche herausgetrennt
und durch neue ersetzt. In das große Loch in der Haube wurde ebenfalls
ein Blech eingeschweißt.
Als ich dann meiner neuen, wieder schönen Haube noch 4 neue Haubenhalter
spendieren wollte, schließlich fehlten 2 ganz und die anderen 2 waren
fest- bzw. durchgerostet, glaubte ich zuerst an einen schlechten Scherz
als man mir sagte, daß der Preis pro Stück 58 DM + Mehrwertsteuer
betragen würde. Dies war dann doch ein wenig happig. Gleichzeitig
pries man mir dann auch noch die viel günstigere Variante an: Gummihalter.
Da diese Gummizüge allerdings alles andere als hübsch sind kaufte
ich nur eine handvoll Schrauben, Muttern und Federn um mir daraus selber
Haubenhalter herzustellen. Auf dem Foto sieht man links die Einzelteile,
in der Mitte ein fertiges Plagiat und rechts eines meiner Originale, die
ich mit neue Federn und einem neuen Bolzen wieder gängig bekam. Aus
einem Stück Flacheisen, einer Mutter M10, einer Schraube M4 mit Mutter,
einer Druckfeder, einem Stück Kupferrohr und ein wenig Polyesterspachtelmasse
fertigte ich mir innerhalb eines Tages zwei neue, optisch kaum von den
Originalen zu unterscheidende, Haubenhalter.
Danach wurden die Kotflügel
drangenommen. Zuerst war eine kleine Sitzung mit dem Hammer notwendig um
sie wieder annähernd in Form zu bringen. Danach wurden Löcher
und Risse zu geschweißt und an der ein oder anderen Stelle eine kleine
Versteifung eingesetzt. Zum Schluß wurde noch ein wenig Spachtelmasse
als Kosmetik aufgelegt und die fertigen Kotflügel erst einmal grundiert
und zur Seite gestellt.
Als ich die Räder abschraubte um an die Bremsen zu gelangen
staunte ich nicht schlecht. Auf der rechten Seite fehlte mehr als die Hälfte
der Bremstrommel.
Die Bruchstelle des massiven, gußeisernen Teil war deutlich zu erkennen.
Danach wußte ich jedenfalls was ich mit meinem nächsten freien
Tag anfangen würde: 200 km quer durch Deutschland und einen Fünfziger
und ich hatte passenden Ersatz. Die Bremsbacken wurden von ihren alten
Belägen befreit um nach einer kurzen Reinigung bzw. Entrostung neue
Beläge auf zunieten. Die oberen Beläge sind kürzer als die
unteren, weil diese kürzeren Beläge nicht mehr erhältlich
sind wurden kurzerhand 4 lange gekauft um 2 direkt wieder abzuschneiden.
Nach einer längeren Pause, in der ich keine Zeit fand um weiter
zu arbeiten, machte ich mit Hilfe eines "alten Hasen" daran den Motor zu
zerlegen. Dazu mußten zuerst die letzten noch angeschraubten Blechteile
weichen. Nachdem der Kampf gegen die alten, vergammelten Schrauben gewonnen
war und Tank, Armaturentafel und Co. entfernt waren lag der nackte Schlepper
vor uns.
Das ablassen des Motoröls oder besser der zähen, breiigen,
klumpigen Masse, die wohl einst das Motoröl stellte, war ein ungewohnter
Anblick.
Dann folgte Kampf mit den Schrauben Teil II: Die Flansch zwischen Getriebe
und Motor wurde gelöst und der 11er auseinadergefahren. Zum Vorschein
kam eine öltriefende Kupplung und ein Schwungrad auf der einen. Sowie
ein uralter abgenutzter
Ausrücker auf der anderen Seite. Jetzt wurde auch klar warum das
Kupplungspedal so willenlos in der Weltgeschichte rumbaumelte.
Die Rückholfeder des Pedals fehlte und die Welle, die in die Kupplungsglocke
führte war ausgeschlagen.
Nachdem auch die Kupplung und die Schwungmasse demontiert waren lagen
die Reste der Kurbelwellendichtung frei.
Bis hierhin war ja noch alles schön und gut, aber diese Platte,
die da "tankseitig" auf den Block geschraubt war zog dann meine Neugierde
auf sich. Darunter ist bestimmt ein Frostriß den man wegen der schlechten
Zugänglichkeit nicht geschweißt hatte, oder so!
Ja, fast! Nachdem die 5 Schrauben und eine Mutter gelöst waren
und unter der groben Einwirkung eines Schraubenziehers wurde das Geheimnis
gelüftet. Ein Loch, ein großes Loch, ein Loch fast so groß
wie die Platte, die es bisher verbergen konnte. Nicht einfach ein unförmiges
durch den Frost gesprengtes Loch, sondern ein rechtwinklig herausgeschnittenes
Loch, das mit einer Blechplatte durch 5 Schrauben und einen "Stehbolzen"
befestigt war. Dazu hatten die einstigen Helden der Reparatur fünf
Gewinde in den Guß geschnitten, allerdings fiel ihnen dann wohl auf,
daß sie an der Stelle wo ein 6. Gewinde angemessen gewesen wäre
eine viel bessere Idee hatten. Vielleicht war ja bald Feierabend oder der
Bohrer war abgebrochen oder alle waren schon so besoffen, daß man
sich dazu entschied kurzerhand zwei Schrauben im 90° Winkel zusammen
zu schweißen und diese dann in den Waaserkanal zum Zylinderkopf zustecken
und das obere Ende mit einem Schlag rumzubiegen, so daß der fertige
"Stehbolzen" an Ort und Stelle blieb. Jetzt konnte man mit den 5 Schrauben
und einer Mutter bequem, die Platte anbringen und das frisch geflexte Loch
im Motorblock, verschließen. Eine "saubere Sache" also!
Nachdem dann noch alle verbliebenenKraftstoffleitungen gelöst,
der Zylinderkopf abgenommen, die Einspritzpumpe entfernt und der Deckel
auf der linken Seite geöffnet waren.Wurde schließlich noch der
Kolben herausgenommen.
Eine eingehende Untersuchung der Teile förderte keine Überraschungen
mehr zu Tage. Alles war soweit in Ordung lediglich die Lager der Nockenwelle
werden wohl zu erneuern sein.
Jetzt war das Herz meines Schleppers ausgeweihdet und es konnte auf
Ersatzteilsuche gehen. Die Nockenwellenlager, neue Filzdichtungen für
die Kurbelwelle, eine neue Zylinderkopfdichtung, ein neuer Graphitausrücker
und ein Simmerring für die Getriebeantriebswelle waren relativ schnell
besorgt. Außerdem hatte ich eine Adresse eines Spezialisten aufgetrieben,
der in der Lage wäre den Block zu schweißen.
Also machten wir uns einige Tage später daran den Motor zu verladen.
Nachdem die Vorderachse vom Motor getrennt wurde, konnten wir den Gußblock
mit Hilfe eines kleinen fahrbaren Untersatzes auf einen Anhänger rollen
und ab Richtung Werkstatt.
Nach einer kleinen Winterpause mit anschließendem vorgezogenem
Frühjahrsschlaf, konnte ich den Motorblock abholen. In das Loch war
eine Edelstahlplatte
eingeschweißt worden, die kleineren bereits frührer geschweißten
Risse waren ebenfalls noch einmal überarbeitet worden.
Die Schweißnähte habe ich mit Haftstahl, einer Art Hardcore-Metallspachtel,
geglättet, so daß man den Frostriss nur noch erahnen kann.
Nachdem ich also meine instandgesetzten Motorblock wieder abgeholt
hatte, konnte die Arbeit weitergehen. Zuerst wurde der Block gründlich
ausgewaschen um ihn von Schlackeresten und Schleifstaub zu befreien.
Anschließend wurde die Nockenwelle ausgebaut und ihre Lager getauscht.
Die Kolbenringe und der Kolben erfuhren eine gründliche Säuberung.
Auf ein Austauschen der Kolbenringe und Hohnen des Zylinders konnte guten
Gewissens verzichtet werden, da der Motor noch über eine monstermäßige
Kompression verfügte und keine Spuren von Verschleiß sichtbar
waren.
Nachdem dann noch der Kurbelzapfen ein wenig poliert war konnten Pleuel
und Kolben wieder angebracht werden, neue Zylinderkopfdichtung, Einspritzpumpe
noch dazu und schwubs war die Maschinen schon wieder fast zusammen. Die
Einspritzdüse wurde noch überprüft entsprach aber allen
Spezifikationen.
Nachdem der Motor dann wieder zusammen gebaut war, wurden Dreck und
alte Lackreste entfernt um den Schlepperrumpf und die Teile, die später
schlecht zugänglich wären, zu lackieren.
Nachdem die gröbste Dreckarbeit getan war und besagte Teile grundiert
und lackiert waren sollte der Schlepper nämlich seinen ersten Probelauf
erfahren. Den Lack habe ich übrigens nach einem kleinen Muster, daß
ich am Schalthebel freilegen konnte nachmischen lassen. Der Originallack
war nämlich um einiges dunkler als die verschiedenen später aufgetragenen
Schichten, die wohl einst Deutz grün alt gewesen sein mußten.
Der Schlepper wurde also langsam aber sicher auf seine Wiederbelebung
hin vorbereitet. Dazu mußte natürlich erstmal wieder an einem
Stück sein. Zuerst wurde noch der neue Kupplungsausrücker angebracht,
die Dichtung zum Getreibe getauscht und dem Kupplungspedal eine neue Rückholfeder
spendiert. Am Motor wurden noch die Filzringe, die die Kurbelwelle abdichten
ersetzt. Nun konnte der Motor wieder angeflascht werden. Die Vorderachse
wieder anzubringen war auch in ein paar Minuten erledigt. Nun sah mein
Schlepper wieder fast wie einer aus. Die Radlager tauschte ich auch noch
direkt samt Dichtung und montierte die neu belegten Bremsbacken.
Nachdem dann Tank, einer neuer Dieselfilter und diverse neue Spritleitungen
angebracht waren mußten nur noch Kühler, Wasserpumpe und ein
Keilriemen her.
Die ersten Versuche den Schlepper per Kurbel zu starten endeten ausgepowert
mit langen Armen und wenig Atem. Dem 11er war jedoch nur ein Bubb und ein
kleines Wölkchen zu enlocken.
Ich und einge weitere "starke" Jungs taten uns mit dem störigen
alten Deutz echt schwer. Doch der alte Knabe blieb stur. Also mußte
wieder ein Abschleppseil her und der Schlepper wurde ob er wollte oder
nicht angespannt. Nach einigen Meter anschleppen überlegte er sich
das ganze dann doch und wollte kein Spielverderber sein. Brav zündete
er wie es sich für einen zuverlässigen Helfer für die Landwirtschaft
gehört. Nach genau 545 Tagen der Ruhe erlebte der Motor sein Comeback.
Abgesehen von den Startproblemen lief der Motor direkt sauber und rund.
Natürlich wurde direkt eine große runde über die Wiese
gedreht, um zu abschließenden Urteil zu kommen: Der Fahrspaß
mit einem 1-Zylinder ist nicht zu übertreffen. Da der eigens angefertigte
Auspuff noch nicht über einen Schalldämpfer verfügte stimmte
der Sound ebenfalls.
Nach diesem ersten Ausflug waren jedoch erste Verluste zu beklagen.
Die Wasserpumpendichtung hatte es komplett zerlegt und muß nun endgültig
erneuert werden. Außerdem war der Rücklauf am Einspritzventil
wohl undicht, denn das Motoröl war verunreinigt.
Von Zeit zu Zeit wird weitergearbeitet und auch diese Seite auf
den neusten Stand gebracht.
Wenn Sie sich für die Restauration interessieren und auch gerne
die Fortschritte in naher Zukunft lesen möchten, dann tragen Sie sich
am Besten in die DeutzWelt-Mailingliste
ein. Sie werden dann von mir per E-Mail benachrichtigt, wenn es wieder
Neues vom Elfer gibt.